Projektantrag - Beschreibung des Vorhabens

Aufbau einer neuen eResearch-Infrastruktur für sportwissenschaftliche Motorikforschungsdaten – motor research data (MoRe Data)

 

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1. Ausgangslage und eigenes Vorhaben

2. Ziele und Arbeitsprogramm

3. Literaturliste

4. Voraussetzung für die Durchführung des Vorhabens

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1. Ausgangslage und eigene Vorarbeiten

Datenlage und Bedarf in der Sportwissenschaft

Die motorische Leistungsfähigkeit im Allgemeinen und die Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen im Besonderen sind in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung vor allem in den Sport- und Gesundheitswissenschaften, aber beispielsweise auch im Leistungssport, der Entwicklungspsychologie oder den Erziehungswissenschaften ein relevantes Thema.

Die aktuelle Situation ist gekennzeichnet durch viele unterschiedliche Studien zur motorischen Leistungsfähigkeit, deren Ergebnisse uneinheitlich und teilweise widersprüchlich sind. Wer sich einen Überblick verschaffen will, muss sich in ein über Jahre und Jahrzehnte gewachsenes Forschungsfeld begeben, das durch vergleichsweise schwach entwickelte übergreifende und schwer zugängliche Infrastrukturen gekennzeichnet ist (vgl. zusammenfassend Bös 2003 und Bös 2008).

Selbst einfachste Fragen, wie z.B.: „Hat sich die motorische Leistungsfähigkeit in den vergangenen Dekaden verändert?“, lassen sich nicht mit hinreichender Sicherheit beantworten.

Es fehlt ein Instrument, das die bestehenden Forschungsdaten bündelt und diese wissenschaftlich fundierten Informationen zur motorischen Leistungsfähigkeit zur Verfügung stellt.

Eigene Vorarbeiten (Bös 1987, 2001, 2003, 2008; Beck & Bös 1995) zeigen, dass es in der Vergangenheit einen wachsenden Bedarf zur Nutzung und Bereitstellung von Forschungsrohdaten gab und wohl auch in der Zukunft geben wird.

Stand der Forschung

Eine Zusammenfassung der bestehenden motorischen Tests u. Testaufgaben hat Bös bereits 1987 mit dem Handbuch sportmotorischer Tests vorgelegt. Der nächste Schritt war die Zusammenstellung von Normwerten motorischer Leistungsfähigkeit. Dieser Zusammenstellung lagen mehrere Projekte beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft zugrunde (Beck & Bös 1995).

Im Folgenden wurde das Handbuch sportmotorischer Tests um sportpsychologische Tests und um Testverfahren des Gesundheitssports erweitert (2001) und Diagnosemöglichkeiten der körperlich sportlichen Aktivität publiziert (Woll 2004).

In einem deutschlandweiten Survey (MoMo 2003-2006) wurden im Rahmen des Kinder- und Jugendsurveys (KiGGS) erstmals repräsentative Aktivitäts- und Fitnessdaten von Kindern und Jugendlichen erhoben (Bös et. al. 2009b). Auf dieser Datengrundlage wurde im Auftrag der Deutschen Vereinigung der Sportwissenschaft der Deutsche Motorik Test (DMT 6-18) entwickelt und publiziert (Bös et. al. 2009a). Der DMT kann aus heutiger Sicht als Standard für sportmotorische Testungen dienen. Zum DMT liegen inzwischen Testdaten von mehreren tausend Versuchspersonen vor. Es wurde eine internetbasierte Datenfassungs- und Auswertungssoftware entwickelt, die Testdaten in eine Datenbank ablegt und individuelle und gruppenspezifische Auswertungen ermöglicht.

Zum DMT und auch zu anderen oft verwendeten Testverfahren (z.B. KTK, MOT 4-6, AST 6-10) liegen Aufgabenbeschreibungen und Datensammlungen vor. Ebenfalls gibt es ansatzweise bereits Verknüpfungen zu Trainingsempfehlungen auf der Basis von Testergebnissen.

Eine aktuelle Literaturrecherche in den sportwissenschaftlichen Literaturdatenbanken Spolit, und Sponet für den Zeitraum 1999-2012 hat gezeigt, dass bundesweit an zahlreichen wissenschaftlichen Einrichtungen vielfältig mit motorischen Testverfahren gearbeitet wird. Bei einigen Projekten existieren vereinzelt Datenbanken, in denen Forschungsdaten zu motorischen Testverfahren gesammelt werden. Die gesammelten Daten stammen jedoch meistens aus regional begrenzten Stichproben, und die Projekte haben nicht den Anspruch, die Motorikdaten in einem größeren Rahmen und für die Allgemeinheit nutzbar zu machen. Genau bei dieser Ausgangslage setzt der vorliegende Antrag an.

 

Eigene Projektbezogene Publikationen

Beck, J. & Bös, K. (1995). Normwerte motorischer Leistungsfähigkeit. Bundesinstitut für Sportwissenschaft. Köln: Strauß

Bös, K. (Hrsg.) (2001). Handbuch motorischer Tests. Göttingen: Hogrefe

Bös, K. (2008). Motorische Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. In. Schmidt, W. et. al (Hrsg.). Zweiter Kinder- und Jugendsportbericht. Schorndorf: Hofmann, S. 137-158.

Bös, K. et al. (2009). Deutscher Motorik-Test 6-18 (DMT 6-18). Schriften der deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft Band 186. Hamburg: Czwalina

Bös, K., Worth, A., Opper, E., Oberger, J. & Woll, A. (2009). Das Motorik-Modul: Motorische

Leistungsfähigkeit und körperlich-sportliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in

Deutschland. Baden-Baden: Nomos-Verlag.

Woll, A. (2004) . Diagnose körperlich-sporrtlicher Aktivität im Erwachsenenalter. Zeitschrift für Sportpsychologie, 11, S. 54-70

 

 

 

 

2. Ziele und Arbeitsprogramm

Voraussichtliche Gesamtdauer des Projekts

24 Monate

Ziele

Mit der Erstellung einer eResearch-Infrastruktur für sportwissenschaftliche Forschungsdaten im Bereich der Motorikdaten soll eine webbasierte Anwendung entstehen, die existierende Test-Materialien zu den wichtigsten motorischen Testaufgaben (Aufgabenbeschreibungen, Zielgruppe, Durchführungsbeschreibungen, Fotos, Videos, Referenzdaten) beinhaltet und sinnvoll miteinander verknüpft.

Im Mittelpunkt stehen hierbei die Testaufgaben des Deutschen Motorik-Test 6-18 (Bös et al., 2009) sowie ausgewählte normierte Tests aus der Testsammlung von Beck & Bös (1995). Die Research Infrastruktur wird für verschiedene Anwender und Zielgruppen entwickelt: Es soll sowohl für Wissenschaftler als auch für Praktiker (Übungsleiter/ Lehrer) sowie für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich sein. Für den Praktiker wird es möglich sein, nach dem Einpflegen eigener Daten nach vorgegebenen Mustern eine persönliche Auswertung seiner Daten im Hinblick auf Referenzwerte zu seiner Stichprobe zu bekommen. Ein Beispiel sind Referenzdaten für Jungen im Alter von 10-11 Jahren für den Sportlehrer einer 5. Klasse. Die interessierte Öffentlichkeit nutzt das System als reiner Endverbraucher.

Das hier beantragte Projekt geht aus wissenschaftlicher Sicht über den existierenden Motorik-Test weit hinaus und richtet sich in erster Linie an die sportwissenschaftliche Fachcommunity: Einen bedeutenden Teil des Ansatzes des vorliegenden Antrags macht das Setzen von Anreizfaktoren aus, der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der neuen Forschungsdateninfrastruktur dazu animiert, selbst eigene Daten in MoRe Data einzupflegen, und die eResearch-Infrastruktur so weiter anzureichern.

Die durch den Einsatz von MoRe Data entstehenden Mehrwerte, die in erster Linie aus wissenschaftlicher Sicht von Interesse sind, liegen in der Aufbereitung der eingebrachten Forschungsdaten als zitierfähiger und international nachgewiesener Datensatz, der jederzeit exportiert und weiterverwendet werden kann. Dadurch entstehen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler starke Anreize, das System im Forschungsalltag zu verwenden, denn sie erhalten im Gegenzug steigende Reputationen für ihre Arbeit. Grundlage dazu sind die im Projekt verankerten Schritte der Standardisierung und Qualitätssicherung, auf deren Basis der Forschungsstand der Motorikdaten ständig erweitert wird.

Nutzungsstatistiken zeigen die Weiternutzung durch Dritte und können von Wissenschaftlern zum Zweck der Eigenwerbung gegenüber Fördereinrichtungen und innerhalb der eigenen Forschungseinrichtung verwendet werden.

 


  • Bereitstellung einer verlässlichen Plattform für die Veröffentlichung und Archivierung von Forschungsdaten in den Sportwissenschaften. 
 
  • Zitierfähige Aufbereitung von Forschungsdaten, die somit wissenschaftlich für interessierte Forschende nachnutzbar sind.

  • Entwicklung von komplexen Auswertungstools und Normwertgenerierung.

  • Sammeln fundierter Informationen und Materialien zu motorischen Testaufgaben.

 

Die Ziele der eResearch-Infrastruktur im Detail

  1. Wissenschaftlich fundierte Informationen zur motorischen Leistungsfähigkeit und damit der Fitness der Bevölkerung zur Verfügung stellen.

Das System soll dem Nutzer eine umfangreiche Recherche der ihn persönlich interessierenden Daten gestatten. Da nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Praktiker davon profitieren sollen, besteht eine Verknüpfung von Testergebnissen mit zielgruppenspezifischen Interventionsempfehlungen.

Weiterhin soll die eResearch-Infrastruktur um perspektivisch interessante Testdaten erweitert werden. Diese Daten sind beim Ingest zu normieren und nach definierten Standards aufzubereiten, die im Verlaufe des Forschungsvorhabens erarbeitet werden. Damit soll die künftige Vergleichbarkeit sichergestellt werden.

Diese Qualitätssicherungsinstanz der eResearch-Infrastruktur wird dahingehend implementiert, dass Normpopulationen für verschiedene Testverfahren auf Basis aggregierter Datensätze generiert und im Ergebnis Statistiken zum Vergleich unterschiedlicher Studien zur Verfügung gestellt werden.

Neben der Verbesserung einzelner Auswertungen wird auf diese Weise eine Datenbasis entstehen, die ein dauerhaftes Monitoring motorischer Leistungsfähigkeit im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung für Politik und Öffentlichkeit ermöglicht.

 

Für ausschließlich an praktischen Fragestellungen interessierte Nutzer ist es möglich, die Daten der von MoRe Data über die Ausgabetools zu benutzen.

  1. Übersicht und Testanleitungen von motorischen Tests zur Verfügung stellen, die den Gütekriterien
    Objektivität, Reliabilität und Validität entsprechen

Dem Nutzer sollen nicht nur Motorikforschungsdaten zur Verfügung gestellt werden. Ergänzt werden sollen die Daten durch ein Testinformationssystem, das die elektronische Version eines Handbuchs für motorische Tests und bewegungsbezogene Instrumente bzw. Datensätze darstellt und mit dem elektronischen ‚ZUMA-Informationssystem‘ für sozialwissenschaftliche Erhebungsinstrumente vergleichbar sein sollte.

Entsprechende Kompatibilitäten gelten für Datenbanken anderer Wissenschaftsdisziplinen (z.B. PSYSTKOM aus der Psychologie). Dieses Kompendium wird ergänzt durch die Beschreibung der konkreten Studien, aus denen sich die angebotenen Datensätze speisen. Hierzu gehören die Namen der verantwortlichen Institutionen und Personen, das Studiendesign, Qualitätskontrollen und Stichprobeneigenschaften (Repräsentativität, Raumbezug etc.).

Zudem bekommt der Nutzer eine konkrete Anleitung, wie die motorischen Tests durchgeführt werden sollen. Hierbei spielt auch das Einbinden von Video-Dateien und Bildern, die als Schulungsvideos und zur Illustration der Testaufgaben dienen, eine wichtige Rolle.

  1. Instrumente zur Auswertung von Tests (methodologische Instrumente)

Kern des zu entwickelnden Systems MoRe Data ist das „Multimedia-Tool“, das auf das System zurückgreift und über ein intelligentes Berechtigungssystem verfügt. Nach einem erfahrungsbasierten Rechte- und Rollenkonzept können Daten von unterschiedlichen Nutzergruppen eingeben, ausgelesen und ausgewertet werden (vgl. AP 2).

Die Auswertungstools sollten sowohl einfache Funktionen, wie die automatische Berechnung von Vergleichswerten auf Basis der aktuell eingegebenen Testdaten, enthalten als auch komplexere Statistik-Tools, die verschiedene Auswertungsroutinen und die Erstellung von Grafiken ermöglichen.

Die Auswertungstools sollen somit zum Beispiel der didaktischen Vorgehensweise eines Lehrers, der die Testleistung seiner Schüler interpretieren will, Rechnung tragen, aber auch dem Wissenschaftler als Hilfsmittel dienen, der gezielt nach deskriptiven Statistiken für definierte Subpopulationen sucht.

  1. Erstellung von Normwerten auf breiter Basis

Wie anfangs beschrieben, ist die Datenlage bezogen auf sportmotorische Tests sehr heterogen. Erst in den letzten Jahren findet man verstärkt größere Studien (vgl. Bös et al. 2006, Klaes 2006, Stemper 2010), mit deren Hilfe statistisch belegbare Aussagen in Bezug auf die Motorik getroffen werden können.

Daten zur motorischen Leistungsfähigkeit sind für die Sportwissenschaft und –praxis nur dann nützlich, wenn sie den theoretischen und praktischen Anforderungen genügen. Aus diesem Grund werden für die Berechnung der Normwerte ausschließlich Daten verwendet, die den definierten Qualitätsstandards entsprechen.

Daher liegt die große Besonderheit dieses Antrags darin, dass eine Anwendung geschaffen wird, die sowohl bereits vorhandene und urheberrechtlich freie Rohdaten integriert als auch die Erfassung und Realanalyse der zahlreichen Untersuchungsdaten zu sportmotorischen Tests innerhalb einer Datenbank ermöglicht. So können Vergleichsdaten für eine große Altersspanne auf der Grundlage großer Stichprobenumfänge erstellt, nach definierten Kriterien geordnet und permanent aktualisiert werden.

Alle Forschungsdaten, die eingegeben werden, sollen in die Datenbank aufgenommen und anhand eines Kriterienrasters kategorisiert werden (vgl. dazu erste Überlegungen bei Beck & Bös 1995). Relevante Untersuchungsdaten werden in die Berechnung von Normwerten mit einbezogen. Nicht relevante Untersuchungen werden nur dokumentiert.

Um die Beantwortung unterschiedlicher Fragestellung zu ermöglichen, wird die Unterteilung in Querschnittsstudien, Kohorten-Studien und Interventionsstudien erfolgen.

  1. Erschließung und Nachweis der Forschungsdaten (langfristig)

Entsprechend eines im Laufe des Projekts zu entwickelnden Betriebskonzepts der eResearch-Infrastruktur sollen die Daten langfristig zur Verfügung stehen.

Nutzer können über geeignete und genormte Stichworte (z.B. „aerobe Ausdauer“, „weiblich“, 7 Jahre“) relevante Untersuchungen und Forschungsdaten gezielt heraussuchen und erhalten für weiterführende Forschungen eine zitierbare Fassung der Forschungsdaten.

Die wissenschaftliche Verwertbarkeit von Forschungsdaten in den Sportwissenschaften steht noch am Anfang. Dazu will dieser Antrag einen wichtigen Beitrag leisten: Die erfassten Forschungsdaten werden in dem System versioniert abgelegt und zitierfähig über eine cc-Null-Lizenz aufbereitet, die den Zustand der Gemeinfreiheit gewährleistet. Das soll zum einen Anreize schaffen, eigene Forschungsdaten zur Motorik mit Kollegen zu teilen, als auch selbst mit zitierfähigen Daten weiter Forschung zu betreiben und den Datenbestand zu verbessern und auszubauen.

Derzeit gibt es in den Sportwissenschaften noch keine wissenschaftliche Onlinezeitschrift, die Verknüpfungen zu einem Forschungsdatenrepositorium ermöglicht. Im Laufe des Projekts sollen Kontakte geknüpft und Netzwerke gebildet werden, um hier einen Workflow zu entwickeln mit dem Ziel, die wissenschaftliche Anerkennung für die Erzeugung von motorischen Forschungsdaten im nationalen und internationalen Umfeld zu etablieren und zu stärken.

Die Kommunikationsplattform dafür können die Medien der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) sowie sportwissenschaftlich interessierte Verlage sein.

Erste Gespräche wurden bereits geführt mit dem Vorstand und mit Fachexperten in der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), mit dem Testkuratorium der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, mit dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) und mit dem Hogrefe Verlag.

 

Zielgruppe

Die neue eResearch-Infrastruktur MoRe Data soll die bereits vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse der Motorikforschung bündeln und den Transfer in die nicht wissenschaftliche, alltägliche Praxis erleichtern.

Das System soll als dauerhaft zu pflegende Infrastruktureinrichtung verschiedene Zielgruppen ansprechen: Im Zentrum stehen Wissenschaftler der Sport- und Gesundheits- und Sozialwissenschaften, die durch einheitliche Erschließungs- und Nachweismechanismen einen wissenschaftlichen Mehrwert erhalten. Aber auch die Fachöffentlichkeit sowie Einzelpersonen aus dem sportwissenschaftlichen Umfeld ist die eResearch-Infrastruktur eine äußerst attraktive Anwendung. Im Rahmen eines differenzierten Rechte- und Rollenkonzepts sollen sie in verschiedenen Formen das System nutzen können, um motorische Tests durchzuführen, ihre Daten einzupflegen und sie basierend auf internationalen Standards und Normierungen auszuwerten (vgl. Bös et. al. 2009).

Somit steht im Zentrum des Antrags ein wichtiger Wissenschaft-Praxis-Transfer, wie es ihn in der derzeitigen Form weder bundes- noch europaweit gibt.

Die verschiedenen unter Punkt 3.1.2 beschriebenen Auswertungstools sind die Grundlage für Service- und eine Beratungsleistung, die auch für die interessierte Öffentlichkeit von Bedeutung sind.

Wichtige Multiplikatoren in der Nutzungsbreite sind beispielsweise Sportvereine, die an Ergebnissen, Tests oder Trainingsprogrammen interessiert sind. So kann letztendlich auch der Laie für sich selbst auf benutzerfreundliche Art und Weise Informationen darüber erhalten, wie die eigene Fitness einzuschätzen und zu verbessern wäre.

 

Arbeitsprogramm und Umsetzung

Gesamtkonzept von MoRe Data

Im Rahmen von MoRe Data wird eine universelle e-Research Infrastruktur für motorische Forschungsdaten der Sportwissenschaften aufgebaut.

Die universell einsetzbare Web-Infrastruktur für Motorikdaten beinhaltet die Bereitstellung und den Betrieb einer Cloud-gestützten Datenbankumgebung der Forschungsdaten. Im Zentrum steht die Web-gestützte Eingabe der Daten und das gesamte Datenmanagement (Erschließung, Versionierung, Persistent Identifier), Suchanfragesteuerungen, Datenexporte sowie Nutzungsstatistiken.

Die Programmierung des Systems soll durch eine kommerzielle Firma, mb-mediasports, übernommen werden, die sich im Verlauf des Projekts sowohl an der Konzeptionierung als auch an der fachwissenschaftlichen Diskussion beteiligt, da die Firma von Sportwissenschaftlern geführt wird, die seit vielen Jahren in engem wissenschaftlichen Austausch mit dem Institut für Sport und Sportwissenschaft (IfSS) am KIT stehen. Hierdurch ist eine langfristige Absicherung des Betriebs gewährleistet (vgl. AP 8). Ein Garant für die infrastrukturelle Qualitätsabsicherung liegt in der Rolle der KIT-Bibliothek, die eine große Expertise bei Entwicklung und Betrieb von virtuellen Forschungsumgebungen hat und die Arbeiten der Firma mb-mediasports konzeptionell und inhaltlich in allen Bereichen begleitet.

Die folgende Grafik verdeutlicht das Gesamtkonzept:

 

 

Der Ingest in das System MoRe Data erfolgt über zwei verschiedene Wege:

1. Die in der Vergangenheit erfassten statistischen Rohdaten (Bös et al. 2009a, Bös et al. 2009b, Beck & Bös 1995) können integriert werden. Bei der Integration durchlaufen die Forschungsdaten einen Prozess der Standardisierung, um die nationale und internationale Vergleichbarkeit der Daten in den Sportwissenschaften herzustellen. Dazu werden im Verlauf des Projekts Regeln definiert, die sicherstellen, dass gleichartige Forschungsdaten immer auch in gleicher Form abgelegt werden, indem ein bestimmtes Vorgaberaster berücksichtigt werden muss.

2. Die Eingabe in das System erfolgt über Webanwendungen im Internet, die auf der Outputseite zusätzlich mit den entsprechenden Wiedergabewerkzeugen dargestellt werden können. Alle über MoRe Data verwalteten sportwissenschaftlichen Forschungsdaten können über mobile Anwendungen mit Hilfe von speziell auf die Motorikdaten abgestimmten Werkzeugen wiedergegeben werden. Dabei sollen die Ergebnisse des Projekts auch als Referenz für andere Disziplinen dienen und aufzeigen, wie der praktische Umgang mit Forschungsdaten in Ihrem Lebenszyklus erfolgen kann. Durch die Rückkopplung von Erfassung und Darstellung besteht die Möglichkeit der sofortigen Prüfung der Daten auf Korrektheit bzw. Plausibilität.

Die Forschungsdaten werden nach dem Ingest mit relevanten Metadaten (Ort der Erfassung, Erfasser, Einrichtung, Institut, etc.) versehen, welche für eine spätere Publikation sowie die Aufbereitung und Verknüpfung mit internationalen Repositorien und fachwissenschaftlichen Verlagen notwendig sind. Die dazu erforderlichen Standards werden im Verlauf des Projekts in Kooperation mit Testexperten aus der Sportwissenschaft und der Psychologie entwickelt.

Die Forschungsdaten werden nach dem Ingest zudem mit Archivierungs-Metadaten versehen, welche für eine spätere Publikation sowie die Aufbereitung und Verknüpfung mit internationalen Repositorien und fachwissenschaftlichen Verlagen notwendig sind (vgl. PREMIS Data Dictionary for Preservation Metadata (http://www.loc.gov/standards/premis/). Die für das Projekt erforderlichen Standards werden im Verlauf des Projekts eruiert und evaluiert.

Für alle Datensätze wird eine Versionierung verschiedener Zustände berücksichtigt und korrekt mit Persistent Identifier versehen. Die Definition und Evaluierung des gesamten Arbeitsablaufes im Sinne eines konsistenten Workflowmanagements steht an zentraler Stelle des Projekts. Sie bietet die Grundlage für die Weitergabe, Veröffentlichung und Aufbereitung an die angeschlossenen Wiedergabesysteme.

 

Maßnahmen zur Erfüllung der Förderbedingungen und Umgang mit den Projektergebnissen

Die Erarbeitung eines tragfähigen Nachhaltigkeitskonzepts war von Anfang an ein zentraler Punkt bei der Konzeptionierung des Projekts, da das Projekt eine inhaltliche und konzeptionelle Fortführung der jahrelangen Arbeit mit motorischen Tests ist.

Vor diesem Hintergrund wurde dem Aspekt der Nachhaltigkeit ein eigenes Arbeitspaket mit gesonderten Meilensteinen gewidmet (Siehe Arbeitspaket 8).

Eine weitere Selbstverständlichkeit ist die Berücksichtigung der einschlägigen technischen Standards aus dem Bibliotheks- und Archivwesen, die sich speziell mit den Aspekten der Langzeitarchivierung befassen. Auch diese Punkte wurden dezidiert in gesonderte Arbeitspakete überführt (Arbeitspakete 2 und 8) und die Projektpartner sind zudem eine assoziierte Partnerschaft mit dem Center of Digital Tradition CODIGT eingegangen, die über eine große Expertise auf diesem Gebiet verfügen.

Als Beitrag zu einem tragfähigen Nachhaltigkeitskonzept wird durch die Beteiligung des CODIGT als assoziierter Partner die digitale Langzeitarchivierung der im Projekt zu gewinnenden und durch das Projekt zu erschließenden Forschungsdaten in enger Kooperation mit der KIT-Bibliothek, dem KIT-Archiv und dem Steinbuch Centre for Computing (SCC) am KIT in Form einer zu erbringenden Studie und projektbegleitender Beratung vorbereitet. Im Zentrum der Überlegungen stehen die Zitierfähigkeit der digitalen Forschungsdaten durch den Einsatz von Persistenten Identifikatoren und die Ablage der betreffenden Objekte in einem vertrauenswürdigen Archiv, das z.B. den Anforderungen der DIN 31644 „Information und Dokumentation – Kriterien für vertrauenswürdige digitale Langzeitarchive“, ISO 16363 „AUDIT AND CERTIFICATION OF TRUSTWORTHY DIGITAL REPOSITORIES“ oder den Kriterien des “Data Seal of Approval” genügt (AP4).

 

Erläuterungen zur inhaltlichen und finanziellen Projektbeteiligung von Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern im Ausland

Es bestehen Kooperationen mit ausländischen Partnern. Diese Kooperationspartner besitzen jedoch keine direkte Projektbeteiligung.

 

 

 

 

3. Literaturverzeichnis

Beck, J. & Bös, K. (1995). Normwerte motorischer Leistungsfähigkeit. Bundesinstitut für Sportwissenschaft. Köln: Strauß

Bös, K. (1987). Handbuch sportmotorischer Tests. Göttingen: Hogrefe

Bös, K. (Hrsg.) (2001). Handbuch motorischer Tests. Göttingen: Hogrefe

Bös, K. (2003). Motorische Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. In. Schmidt, W. et. al (Hrsg.). Erster Kinder- und Jugendsportbericht. Schorndorf: Hofmann, S. 85-107

Bös, K., Beck, J., Klaes, L. & Rommel, A.(2006). Entwicklung und Betrieb einer Datenbank zur motorischen Leistungsfähigkeit. Unveröffentlichtes Konzept der Universität Karlsruhe und Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands (WIAD).

Bös, K. (2008). Motorische Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. In. Schmidt, W. et. al (Hrsg.). Zweiter Kinder- und Jugendsportbericht. Schorndorf: Hofmann, S. 137-158.

Bös, K. et al. (2009a). Deutscher Motorik-Test 6-18 (DMT 6-18). Schriften der deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft Band 186. Hamburg: Czwalina

Bös, K., Worth, A., Opper, E., Oberger, J. & Woll, A. (2009b). Das Motorik-Modul: Motorische

Leistungsfähigkeit und körperlich-sportliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen in

Deutschland. Baden-Baden: Nomos-Verlag.

Haag, H. & Dassel, H. (1975). Fitness-Tests. Schorndorf: Hofmann.

Kiphard, E.J. & Schilling, F. (1970). Körper-Koordinationstest für Kinder KTK. Manual.

Weinheim: Beltz.

Klaes, L., Cosler, D., Kessler, C., Nasution, P., Reiche, R. (2006). Fitnesslandkarte Niedersachsen - Der Bewegungsstatus der niedersächsischen Schülerinnen und Schüler. Konzept, Methodik und Ergebnisse der ersten Erhebungsrunde 2005, im Auftrag des Niedersächsischen Kultusministeriums, Bonn 2006.

Mechelen, W. van et. al (2001). Eurofit Testmanual (Niederländisch). Haarlem: Universität Amsterdam

Stemper, T., Bachmann, C., Diehlmann, K., Kemper, B. (2010). Das Düsseldorfer Modell der Bewegungs-, Sport und Talentförderung. Unveröffentlichte Posterpräsentation.

Woll, A. (2004) . Diagnose körperlich-sportlicher Aktivität im Erwachsenenalter. Zeitschrift für Sportpsychologie, 11, S. 54-70

 

 

 

 

4. Voraussetzungen für die Durchführung des Vorhabens

Angaben zur Dienststellung

Prof. Dr. Alexander Woll, Institutsleiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft (IfSS) des KIT
Prof. Dr. Klaus Bös, ehemaliger Institutsleiter des IfSS (bis 2012), ab 01.10.2013 senior scientist
Frank Scholze, Direktor der KIT-Bibliothek