Titelbild Wanderkurs INTL

Wanderkurs für internationale Studierende ein voller Erfolg

  • Autor:

    Mareike Schroeter

  • Datum: 03.04.2024
  • Wenn ich donnerstags gefragt werde, was für eine Wanderung für sonntags geplant ist und wann wir uns für die Tour denn treffen, dann sind meine Mitstreiterinnen und Mitstreiter sehr motiviert, vor allem aber sind sie neugierig auf den Schwarzwald und des Deutschen liebste Freizeitaktivität, nämlich das Wandern. Hierzulande bei jung und alt verbreitet, in anderen Ländern und Kulturen ist das gemächliche Laufen in der Natur und mit festem Schuhwerk eher die Ausnahme. Um der internationalen Community am Karlsruher Institut für Technologie das Wandern näherzubringen, habe ich zusammen mit dem Hochschulsport und dem Internationalen Buddy-Programm (Leitung: Annette Seiter) das Pilotprojekt „Wandern für internationale Studierende“ ins Leben gerufen. Ein voller Erfolg! Dieses Wintersemester ist das neue Projekt gestartet, kommenden Sommer geht es in die nächste Runde.

     

    Am 15.11.2023 treffen wir uns das erste Mal für die technische Einführung. Bevor ich ins Detail gehe, interessiert mich, woher die internationalen Studierenden kommen und ob sie Wandererfahrung mitbringen. Die Wanderinteressierten stammen u.a. aus Uruguay, Indien, Pakistan, der Türkei oder aus Kasachstan – eine buntgemischte Gruppe also, ich bin gespannt. Ich erzähle, dass Wandern für mich mehr ist als nur ein Sport, es geht um das aktive Erleben mit allen Sinnen und um die soziale Komponente. Goethe sagte einmal: „Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.“ Im Anschluss geht es dann ans Eingemachte: Ich stelle die Packliste für eine Tageswanderung im Schwarzwald vor und betone, dass knöchelhohe Wanderschuhe mit Profil das A und O sind. Ich sage etwas zur richtigen Kleidung und zur optimalen Wanderkost, dass wir einiges an Kalorien verbrennen werden und wie man seinen Rucksack am besten packt, schwere Dinge unten, leichte oben, Energieriegel werden als letztes eingepackt, um sie jederzeit griffbereit zu haben. Weiter auf der Agenda stehen Infos zur physischen und mentalen Kondition und zu den eigenen Grenzen sowie den Grenzen beim Wandern in der Gruppe. Ich rate den internationalen Studierenden, niemals alleine loszuziehen, gerade wenn man in unbekannten Gefilden unterwegs ist – und zu zweit oder in einer Gruppe macht es ohnehin viel mehr Spaß! Auf den letzten Folien geht es um Kartenmaterial, praktische Wanderapps, das Wetter und unverzichtbare Wetterapps. Manche Studierende müssen sich noch gute Wanderschuhe besorgen, doch die Begeisterung für den sozialen Sport scheint geweckt.

     

    Das Pilotprojekt besteht aus der bereits beschriebenen technischen Einführung, einem Workshop zum Schwarzwald und drei Wanderterminen. Wir sehen uns also im Dezember 2023 für den Workshop wieder. Die Studierenden erarbeiten sich in einem Lernzirkel mit sieben Stationen Wissen zu ganz unterschiedlichen Themen, die den Schwarzwald, sein Kulturgut sowie die einzigartige Flora und Fauna betreffen. Ich habe spannende Texte und kurze Videos u.a. zum Bollenhut, der Kuckucksuhr, zur beliebten und natürlich auch bei den internationalen Studierenden bekannten Schwarzwälder Kirschtorte, Fasnet in Rottweil und zu einigen noch existierenden traditionellen Berufen wie dem Maskenschnitzer, der Trachtenschneiderin und den Glasbläsern ausgesucht. Ebenso gibt es eine Station mit einer kurzweiligen Dokumentation zu weniger bekannten Mythen und Sagen im Schwarzwald. Um den Studierenden einen ersten Eindruck vom Westweg – dem ältesten, 285km langen Fernwanderweg im Schwarzwald – zu vermitteln, schauen wir einen Ausschnitt aus der Naturdokumentation WildWestwegs (2023) an. Der Westweg führt von Pforzheim über Deutschlands größtes und höchstes Mittelgebirge nach Basel in die Schweiz. Geübte Wanderer erreichen das Ziel nach 12 Etappen. Wir werden es an den drei Wanderterminen etwas gemütlicher angehen lassen und uns langsam herantasten.

     

    An einem klirrendkalten Sonntagmorgen im Januar treffen wir uns am Albtalbahnhof, um nach Langensteinbach St. Barbara zu fahren. Dort ist die erste, etwas einfachere Wanderung im Schnee geplant. Die Stimmung ist gut, die internationalen Studierenden freuen sich sehr über den Schnee im Wald und das gute Wetter. Wir absolvieren eine gut 9km lange Strecke und machen abschließend Mittagspause auf der Ruine St. Barbara – ein gelungener Tag. Die zweite Wanderung führt uns von der Talstation auf den Merkur, den Hausberg Baden-Badens. Wir sind zügig unterwegs und erreichen den Gipfel nach etwa drei Stunden. Auf dem Turm weht ordentlich Wind, aber der Aufstieg lohnt sich, wir genießen nicht nur die wunderbare Aussicht, sondern belohnen uns im Merkur Stüble mit einem großen Stück Schwarzwälder Kirschtorte. Die Merkurbahn bringt uns wieder hinab ins Tal. Von dort aus nehmen wir den Bus und machen einen kurzen Stopp vor der Caracalla Therme, benannt nach Kaiser Caracalla, der um 200 n.Chr. die an den natürlich heißen Thermalquellen entstandenen römischen Bade- und Kuranlagen erweitern ließ. Nach einem weiteren Abstecher zum Casino und der Trinkhalle fahren wir zurück nach Karlsruhe. Bei sonnigem aber noch kalten Frühlingswetter erwandern wir am dritten Wandertermin den Bernsteinfelsen oberhalb von Bad Herrenalb im Albtal. Oben angekommen werden wir mit einer atemberaubenden Aussicht auf Merkur und Fremersberg belohnt, ebenso können wir bei klarer Sicht ins Murgtal und die Rheinebene schauen. Nach einer kurzen Mittagspause steigen wir auf der schattigeren und deutlich kühleren Seite des Mauzenbergs wieder ab. Einigen Studierenden hat der Kurs so gut gefallen, dass sie nächstes Semester wieder die Wanderschuhe schnüren wollen!

     

    Ich freue mich, dass das Projekt in die zweite Runde geht!