Gesundheitsfördernde & motivierende Lehre am KIT

Insbesondere die Online-Lehre birgt neue Herausforderungen für Dozierende und Studierende. Neben dem Mangel an sozialen Kontakten, sind die langen Sitzzeiten und die fehlende Bewegung im Alltag prägend. Das stellt nicht nur einen gesundheitlichen Risikofaktor dar. Es hat auch negativen Einfluss auf genau das, was Studierende brauchen wie Konzentration, Motivation oder Aufnahmefähigkeit. Unterbrechungen des langen Sitzens sollten daher ein Qualitätsmerkmal von guter Lehre am KIT sein. Wir unterstützen Dozierende dabei, Teil eines Wandels zu werden, indem wir Pausen vom Sitzen fest in unsere Lehrveranstaltungen einbauen - für eine gesündere und konzentriertere Lehre.

Unterbrechung des langen Sitzens als Qualitätsmerkmal von guter Lehre - aber wie?

Lange Sitzzeiten führen bei über 80% der befragten KIT-Studierenden zu nachlassender Konzentrationsfähigkeit, Motivation und Aufnahmefähigkeit sowie zunehmender Müdigkeit. Einfache Stehpausen initiiert durch eine auffordernde Präsentationsfolie (hier als jpg) kann schon die simple Lösung sein, wie wir in Vorlesungen mit insgesamt über 800 KIT-Studierenden bestätigen konnten. Wir haben Ihnen hier weitere Lösungsvorschläge und Materialien zusammengestellt. Sie können uns auch gerne kontaktieren mit Fragen oder Anfragen zu Workshops (s.u.).

Sitzen, Stehen & Bewegen - die Lösung

Konzentriertere und aufmerksamere Studierende während der Lehrveranstaltung?

Eine von uns durchgeführte Studie am KIT hat gezeigt, dass aus Stehpausen kognitive Vorteile, wie beispielsweise eine verbesserte Konzentration und gesteigerte Motivation resultieren können. Die Studie finden Sie unter folgendem Link. Des Weiteren können physiologische Folgen eines sedentären Lebensstils reduziert werden. Die WHO empfiehlt Erwachsenen, lange Sitzzeiten zu beschränken und wenn möglich mit Bewegung zu ersetzen oder ergänzen. Tipps und Tricks für eine gesundheitsfördernde und motivierende Lehre finden Sie kurz und prägnant zusammengefasst in diesem Flyer und in den folgenden Abschnitten.

 

Handlungsempfehlungen für Lehrende in der Online-Lehre

Im Wintersemester 2020/21 wurden am Institut für Sport und Sportwissenschaft Fokusgruppenbefragungen zum Thema Online-Lehre durchgeführt. Basierend auf den Ergebnissen wurden mit Studierenden Empfehlungen erarbeitet, die seitdem reflektiert und ergänzt werden. Wir haben die Empfehlungen für Sie in drei Teilbereiche aufgegliedert: Lehrveranstaltungen, Austausch und Kernaussagen.

Handlungsempfehlungen Lehrveranstaltungen (LV):

  • LV in kurze Lehreinheiten einteilen, mit regelmäßigen (Aktiv- und Steh-) Pausen, da die langen Phasen der Konzentration in der Online Lehre schwerfallen, das lange Sitzen den gesamten Alltag prägt und sämtliche Alltagsaktivität entfällt.
  • Steh- oder Aktivpausen (z. B. mit der ActivityKIT-Folie) auch nach der Rückkehr zu Präsenz in LV aufrechterhalten. Bereits in der Präsenzlehre berichteten die Studierenden, dass die Konzentration, Aufmerksamkeit und Motivation über 90 Minuten abnimmt. Alleine die Stehpause führt unter anderem zu mehr subjektiv empfundener Motivation, Wachheit und Aufmerksamkeit! (s.o.)
  • Regelmäßiger Formatwechsel in Online-Lehre (z. B. Einbezug von Videos, Mentimeter-Umfragen und Breakout-Rooms)
  • Die Studierenden bitten, die Kameras anzuschalten (wenn die Kameras aus sind, sind die Studierenden unkonzentrierter, zudem können Dozierende besser die fragenden Blicke der Studierenden sehen, wenn sie etwas nicht verstanden haben)
  • Mehr Gruppenarbeiten und Interaktion in die Lehre integrieren, Gruppenarbeiten für Zuhause und Einteilungen in Lerngruppen in LV ermöglichen (bei Gruppenarbeiten allerdings berücksichtigen, dass diese zurzeit zeitaufwändiger ist) 
  • Breakout-Sessions doppelt so lang gestalten: die Hälfte der Zeit für  den übergeordneten Austausch anbieten, die andere Hälfte für inhaltliche Arbeit nutzen
  • Vor/nach der LV 10 oder 15 Minuten für Studierende anwesend sein für Fragen oder Gespräche. Oder auch nach LV Meeting Raum offen lassen und selbst den Raum verlassen, um anschließenden Austausch unter Studierenden zu erleichtern.
  • Info zu LV auf Ilias in den einzelnen Lehrveranstaltungen hochladen, mit Details zum Kurs und den inhaltlichen Anforderungen;
    Altklausuren, Übungs-/Lernfragenblätter zur Verfügung stellen, wenn möglich auch Zusammenfassungen der letzten Sitzungen
  • Ideal für Studierende: Kombination aus Foliensatz und Live-Veranstaltung, um nachgucken zu können, wenn man nicht mitkommt und die Möglichkeit zu haben, live nachfragen zu können. Folien idealerweise vor dem Veranstaltungstermin hochladen.
  • NICHT nur hochgeladene Folien oder nur 90 Minuten Präsentation. Auch kleinteilige Aufgaben und Abgaben anbieten, die Kontrolle kleinerer
    Arbeitsschritte werden von vielen als überzogene Kontrolle der Anwesenheit negativ wahrgenommen.
  • Verständnis haben, dass Studierende momentan in vielen Bereichen eine Mehr-Belastung erleben, zudem die Abwechslung und der Austausch fehlt und teilweise Anforderungen der Dozierenden durch die Online Lehre gestiegen sind.

Handlungsempfehlungen für den Austausch von Dozierenden und Studierenden

  • Mehr Möglichkeiten vor/nach LV zum Austausch anbieten
  • Offene Sprechstunden z.B. über Zoom
  • „Coffee Breaks“
  • Vorstellung der Forschungsbereiche/ Forschungsmodule/ Abschlussarbeiten, z.B. anhand von Veranstaltungen oder in kurzen Videos
  • Besserer Kontakt zu Dozierenden ist erwünscht: bessere Erreichbarkeit, schnelle und zuverlässige Antworten von Dozierenden, gute Kommunikation

  Kernaussagen

  • Am meisten fehlt den Studierenden der Austausch. Sowohl untereinander als auch mit Dozierenden oder Forschenden; einerseits für soziale Interaktionen andererseits auch für die Klärung inhaltlicher oder organisatorischer Aspekte.
  • Vor allem die Erstsemster-Studierenden haben Orientierungsprobleme, fühlen sich alleine, ihnen fehlt die Abwechslung,der Austausch sowie die Identifikation. Sie brauchen wiederholt und übersichtlich die wichtigsten Informationen sowie Möglichkeiten zum niederschwelligen Austausch.
 

„10 Thesen zur Situation von Studierenden in Deutschland während der SARS CoV 2 Pandemie“

Die Projektgruppe „Healthy Campus Mainz gesund studieren“ hat folgende 10 Thesen erstellt. Hier finden Sie den kompletten Artikel.

  1. Durch die Reduktion der sozialen Kontakte leiden Studierende unter Einsamkeit.
  2. Die finanzielle Situation der Studierenden hat sich verschlechtert.
  3. Das Gesundheitsverhalten der Studierenden hat sich verschlechtert.
  4. Die psychische Gesundheit der Studierenden wird beeinträchtigt.
  5. Die Studienbedingungen haben sich verändert.
  6. Die organisatorischen Rahmenbedingungen des digitalen Studiums müssen verbessert werden.
  7. Die technischen Rahmenbedingungen des digitalen Studiums müssen verbessert werden.
  8. Die Beratungsangebote der Universitäten und Hochschulen rund um das digitale Studium müssen angepasst und ausgeweitet werden.
  9. Die Risikowahrnehmung und das Verhalten wird durch die Mediennutzung beeinflusst.
  10. Kommunikationsaufgaben für die Zukunft: Resonanz erzeugen durch motivierende Kommunikation.