Theoretischer Hintergrund
Physical activity enjoyment kann als eine positiv valenzierte Emotion definiert werden, die Individuen im Zusammenhang mit körperlicher Aktivität erleben und durch Gefühle wie Vergnügen, Freude und Spaß gekennzeichnet ist (Chen et al., 2021). Diese Definition betont die affektive Dimension körperlicher Aktivität und hebt die intrinsischen emotionalen Belohnungen hervor, die Menschen motivieren, sich auf körperliche Aktivitäten einzulassen und langfristig an ihnen festzuhalten (Jekauc et al., 2012 Eine solche Konzeptualisierung des PA-enjoyments verdeutlicht die Bedeutung positiver emotionaler Reaktionen als zentrale Komponenten, die das Engagement in körperlicher Aktivität fördern. Genuss stellt somit nicht nur ein zufälliges Nebenprodukt körperlicher Aktivität dar, sondern ist ein zentrales Element, das die Motivation einen aktiven Lebensstil aufzubauen und aufrechtzuerhalten, maßgeblich beeinflussen kann (Jekauc, 2015). Diese Perspektive steht im Einklang mit motivationstheoretischen Ansätzen der Sport- und Bewegungspsychologie, die darauf hinweisen, dass positive affektive Erfahrungen, einschließlich enjoyment, essenziell für die Förderung intrinsischer Motivation zu körperlicher Aktivität sind (Wienke & Jekauc, 2016). Ein vertieftes Verständnis, sowie die gezielte Förderung des PA-enjoyments sind daher von zentraler Bedeutung für die Entwicklung wirksamer Interventionen, die darauf abzielen, körperliche Aktivität zu steigern, die körperliche Gesundheit zu verbessern und das psychische Wohlbefinden zu stärken.
Im Rahmen dualer Prozesstheorien ist die Rolle des Genusses bei der Intentionsbildung und der Unterstützung entsprechender Prozesse von besonderem Interesse. Duale Prozesstheorien gehen davon aus, dass menschliches Verhalten von zwei unterschiedlichen kognitiven Systemen geleitet wird: dem expliziten (reflexiven) und dem impliziten (automatischen) System (Strobach et al., 2020). Das explizite System ist deliberativ und analytisch ausgerichtet und umfasst bewusste Entscheidungsprozesse, während das implizite System auf automatischen, häufig unbewussten Prozessen beruht, die stark von Emotionen und heuristischen Bewertungsmustern beeinflusst werden.
Vor diesem Hintergrund wird enjoyment als eine entscheidende Determinante betrachtet, die beide Systeme verbindet und die Bildung von Absichten zur körperlichen Aktivität beeinflusst. Aus Sicht des expliziten Systems kann enjoyment die Bewertung der erwarteten Ergebnisse körperlicher Aktivität positiv beeinflussen, die Attraktivität der Aktivität erhöhen und somit die Absicht stärken, sich körperlich zu betätigen. Personen, die ein hohes Maß an Freude an körperlicher Aktivität erleben, nehmen diese tendenziell positiver wahr, was wiederum ihren bewussten Entscheidungsprozess unterstützt, sich zu entsprechenden Aktivitäten zu verpflichten (Finne et al., 2022). Aus Perspektive des impliziten Systems fungiert enjoyment hingegen als affektiver Hinweisreiz, der automatische positive Assoziationen gegenüber körperlicher Aktivität aktivieren kann (Weyland et al., 2020). Solche positiven emotionalen Erfahrungen können zu starken, automatisierten Handlungstendenzen führen (Weyland et al., 2022), die den Bedarf an reflektiertem Denken reduzieren. Wiederholte genussvolle Erfahrungen verstärken diese automatischen Assoziationen langfristig, wodurch die Initiierung körperlicher Aktivität selbst dann wahrscheinlicher wird, wenn keine explizite Absicht besteht (Strobach et al., 2020).
Chen, C., Weyland, S., Fritsch, J., Woll, A., Niessner, C., Burchartz, A., Schmidt, S. C., & Jekauc, D. (2021). Eine Kurzversion der Physical Activity Enjoyment Scale: Entwicklung und psychometrische Eigenschaften. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(21), 11035.
Finne, E., Nigg, C., Weyland, S., Sauzet, O., Wienke, B., & Jekauc, D. (2022). Untersuchung der Rolle affektiver Zustände im Zusammenhang mit Bewegungsabsichten und der Teilnahme an außerschulischen Sportkursen an der Universität: A repeated measurement observational study. Frontiers in Psychology, 13(815466).
Jekauc, D. (2015). Spaß an der Bewegung vermittelt die Auswirkungen einer Intervention auf die Bewegungstreue. Psychology, 6(01), 48.
Jekauc, D., Voelkle, M., Wagner, M. O., Mewes, N., & Woll, A. (2012). Reliabilität, Validität und Messinvarianz der deutschen Version der Skala zur Freude an körperlicher Aktivität. Journal of Pediatric Psychology, 38(1), 104-115.
Strobach, T., Englert, C., Jekauc, D., & Pfeffer, I. (2020). Vorhersage der Aufnahme und Beibehaltung von körperlicher Aktivität im Kontext von Dual-Process-Theorien. Performance Enhancement & Health, 8(1), 100162.
Weyland, S., Finne, E., Krell-Roesch, J., & Jekauc, D. (2020). (How) Does Affect Influence the Formation of Habits in Exercise? [Original Research]. Frontiers in Psychology, 11(2866). https://doi.org/10.3389/fpsyg.2020.578108
Weyland, S., Fritsch, J., Feil, K., & Jekauc, D. (2022). Untersuchung des Zusammenhangs zwischen positiven affektiven Reaktionen und Trainingsgewohnheiten in einer affektbasierten Intervention für Fitnesstrainer: A longitudinal field study [Original Research]. Frontiers in Psychology, 13. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.994177
Wienke, B., & Jekauc, D. (2016). A qualitative analysis of emotional facilitators in exercise. Frontiers in Psychology, 7, 1296.
Entwicklung einer Kurzversion von PACES (PACES-S)
Die Originalversion von PACES
Im Jahr 1991 entwickelten und validierten Deborah Kendzierski und Kenneth J. DeCarlo die Physical Activity Enjoyment Scale (PACES), um das enjoyment-Niveau einer Person nach der Ausübung einer körperlichen Aktivität zu erfassen. Die Autoren sahen die Notwendigkeit eines solchen Messinstruments, da enjoyment als ein bedeutsamer Prädiktor für die zukünftige Aufrechterhaltung körperlicher Aktivität gilt. Zudem können verschiedene Faktoren, die mit körperlichem Aktivitätsverhalten zusammenhängen, das erlebte enjoyment beeinflussen. Ein entsprechendes Instrument war daher erforderlich, um diese wechselseitigen Beziehungen adäquat untersuchen zu können.
Die Originalversion der PACES bestand aus dem Itemstamm „Bitte bewerten Sie, wie Sie sich im Moment über die körperliche Aktivität fühlen, die Sie gemacht haben“ sowie 18 bipolaren Items, die jeweils auf einer 7-stufigen Skala beantwortet wurden. Diese Items reichten beispielsweise von „Ich genieße es“ bis „Ich hasse es“ oder von „Ich fühle mich gelangweilt“ bis „Ich fühle mich interessiert“.
(Kendzierski & DeCarlo, 1991)
Kendzierski, D., & DeCarlo, K. J. (1991). Skala zur Freude an körperlicher Aktivität: Zwei Validierungsstudien. Zeitschrift für Sport- und Bewegungspsychologie, 13(1), 50-64.
Anpassungen der Originalversion (PACES)
Da die ursprüngliche Validierung der PACES mit Studierenden im Alter von 18 bis 24 Jahren durchgeführt wurde, validierten Motl und Kolleg:innen (2001) die Skala für Mädchen der achten Klassenstufe und nahmen dabei mehrere Anpassungen vor. Sie reduzierten die Skala auf 16 Items, formulierten einige Items verständlicher um und änderten das Antwortformat in eine 5-Punkte-Likert-Skala von 1 („stark widersprechen“) bis 5 („stark zustimmen“). Der Itemstamm wurde zu „Wenn ich aktiv bin …“ modifiziert.
Die deutschsprachige Version dieser adaptierten PACES wurde anschließend anhand von Daten deutschsprachiger Kinder und Jugendlicher validiert (Jekauc et al., 2013) sowie später anhand von Daten deutschsprachiger Erwachsener (Jekauc et al., 2020). In beiden Studien wurden die Reliabilität, die faktorielle und kriteriumsbezogene Validität sowie die Messinvarianz untersucht.
Jekauc, D., Nigg, C., Nigg, C. R., Reichert, M., Krell-Roesch, J., Oriwol, D., Schmidt, S., Wunsch, K., & Woll, A. (2020). Messeigenschaften der deutschen Version der Physical Activity Enjoyment Scale für Erwachsene. PloS one, 15(11), e0242069. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0242069
Jekauc, D., Voelkle, M., Wagner, M. O., Mewes, N., & Woll, A. (2013). Reliabilität, Validität und Messinvarianz der deutschen Version der Skala zur Freude an körperlicher Aktivität. Journal of Pediatric Psychology, 38(1), 104-115. https://doi.org/10.1093/jpepsy/jss088
Motl, R. W., Dishman, R. K., Saunders, R., Dowda, M., Felton, G., & Pate, R. R. (2001). Messung der Freude an körperlicher Betätigung bei heranwachsenden Mädchen. American Journal of Preventive Medicine, 21(2), 110-117. https://doi.org/10.1016/S0749-3797(01)00326-9
Kurzversion der Physical Activity Enjoyment Scale (PACES-S)
Chen und Kolleg:innen (2021) identifizierten mehrere Einschränkungen der langen PACES-Version, die in früheren Validierungsstudien deutlich wurden. Dazu zählen eine unzureichende Eindimensionalität sowie methodische Probleme aufgrund gemeinsamer Varianz positiv und negativ formulierter Items. Darüber hinaus wurde kritisiert, dass einige Items enjoyment nicht klar vom Erleben seiner Vorläufer oder Konsequenzen trennen, was die theoretische Trennschärfe der Skala beeinträchtigt.
Vor diesem Hintergrund definierten die Autor:innen enjoyment als „eine positiv valenzierte Emotion, die auf körperliche Aktivität gerichtet ist und mit Gefühlen wie Vergnügen, Freude und Spaß verbunden ist“. Ausgehend vom Komponentenprozessmodell der Emotion von Scherer (2010) kann enjoyment in verschiedene emotionale Komponenten unterteilt werden. Da insbesondere die subjektive Gefühlskomponente für die Aufrechterhaltung körperlicher Aktivität als relevant angesehen wird, konzentriert sich die Kurzversion explizit auf das subjektive Erleben von enjoyment.
Auf Grundlage inhaltlicher Validitätsbewertungen von sechs Expert:innen wurden vier der ursprünglich sechzehn Items für die PACES-S ausgewählt. Die Kurzskala wurde anschließend anhand von Daten deutschsprachiger Kinder und Jugendlicher (Chen et al., 2021) sowie deutschsprachiger Erwachsener (Fritsch et al., 2022) validiert. Dabei wurden Reliabilität, faktorielle und kriteriumsbezogene Validität sowie geschlechtsbezogene Messinvarianz geprüft. Darüber hinaus wurde eine englischsprachige Version der PACES-S hinsichtlich ihrer psychometrischen Eigenschaften sowie der Messinvarianz über verschiedene Sprachen hinweg untersucht (Weyland et al., 2024).
Chen, C., Weyland, S., Fritsch, J., Woll, A., Niessner, C., Burchartz, A., Schmidt, S. C. E., & Jekauc, D. (2021). Eine Kurzversion der Physical Activity Enjoyment Scale: Development and psychometric properties.International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(21), 11035. https://doi.org/10.3390/ijerph182111035
Fritsch, J., Weyland, S., Feil, K., Burchartz, A., Schmidt, S., Woll, A., Strauch, U., Wienke, B., & Jekauc, D. (2022). Eine Studie über die psychometrischen Eigenschaften der Kurzversion der Physical Activity Enjoyment Scale in einer erwachsenen Bevölkerung. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19(22), 15294. https://doi.org/10.3390/ijerph192215294
Scherer, K. R. (2010). Das Komponentenprozessmodell: Architektur für ein umfassendes computergestütztes Modell von emergenten Emotionen. In K. R. Scherer, T. Bänziger, & E. B. Roesch (Eds.), Blueprint for affective computing: A sourcebook (pp. 47-70). Oxford University Press.
Weyland, S., Kaushal, N., Fritsch, J., Strauch, U., & Jekauc, D. (2024). Validierung und Invarianzprüfung der English Short Physical Activity Enjoyment Scale. PloS one, 19(11), e0313626. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0313626
Herunterladen verschiedener Versionen von PACES
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